Die letzten 5 Monate verbrachte ich mit meinem neuen Partner, Nick Holder, in der übelsten Gegend von ganz Portland. Wir schlossen erfolgreich einen Fall über den hiesigen Drogenbaron ab. Holder, ein DEA Agent der Seattle Agency, wollte mich im Team und ich hatte mehr Spaß als es gesund für mich war. Der Auftrag war erledigt und der Fall erfolgreich abgeschlossen. Wir feierten ausgiebig mit den Kollegen im Leagons. In den letzten Wochen hat mich Holder öfters gefragt ob ich der DEA beitreten möchte, sie könnten einen Agent wie mich gebrauchen, er äußerte sich als beeindruckt und sein Captain wäre interessiert mich im Team zu haben. Ich mochte meine Kollegen, Captain Fisher galt meine volle Loyalität, aber ich würde lügen, hätte ich nicht darüber nachgedacht. Was hielt mich hier schon? Cade war seit 6 Monaten in Frankreich, irgendeinen Deal abschließen, ich hatte seit Wochen nichts von ihm gehört. Mit jeder Woche und jedem Tag dachte ich weniger an ihn, ich wurde langsam wieder zu einem Mensch der sein Leben im Griff hatte. Ich konnte mich besser auf meine Arbeit konzentrieren und hörte auf dieses weinerliche, jämmerliche Mädchen zu sein, dass ich so verabscheute und zu dem er mich gemacht hatte. Ich kam wieder zu alter Stärke.
„Ich hab sehr gern mit dir zusammengearbeitet“ unterbrach Holder meine Gedanken. Ich lächelte ihn an, „Ja, ich hatte auch viel Spaß.“ „Jetzt, da wir keine Partner mehr sind, könntest du etwas mit mir trinken gehen.“ Er grinste etwas nervös „Ich würde gern mit dir ausgehen“ fügte er noch hinzu. Auch ich hab schon daran gedacht. Er gefiel mir, er konnte Cade buchstäblich das Wasser reichen, denn er war genauso groß, wenn nicht größer als er. Unfassbar trainiert, gemessen an dem was ich ab und an mal aus den Augenwinkeln erfassen konnte. Er hatte ein markantes Kinn und trug meistens einen 3-7 Tage-Bart. Seine blonden Haare trug er oben länger als an den Seiten und das betonte seine braunen Augen umso mehr. Ja, er gefiel mir. Noch bevor ich ihm antworten konnte, sah ich Cade am Türrahmen lehnen. Er lächelte sanft und kam langsam auf mich zu. Wie hypnotisiert stand ich auf und ging ihm grinsend entgegen. Wir schlossen uns in die Arme und er drückte mir einen Kuss auf meine Haare „Hey Kleines“ flüsterte er auf meinen Scheitel. „Hey“ erwiderte ich und löste mich aus seiner Umarmung um ihm in die Augen schauen zu können. „Wieso hast du nicht gesagt, dass du kommst?“ fragte ich gespielt beleidigt. „Hat sich spontan ergeben, wir konnten gestern endlich die Verträge unterschreiben“. „Heißt das du bist wieder da?“ „Ja, ich bin wieder da“ und nachdem er sich etwas verwundert umgesehen hatte fragte er lauter: „und hier? Was geht hier? Was hab ich verpasst?“ „Hey Leute“ grüßte er die Kollegen. Sie grüßten zurück, Holder stand auf und ging auf uns zu: „Hey, ich bin Nick.“ Er hielt ihm die Hand entgegen, Cade musterte ihn daraufhin von oben bis unten bevor er ihm ebenfalls die Hand entgegenstreckte „Cade, hi“. „Er war die letzten 5 Monate mein Partner, wir hatten einen Fall zusammen“ ergänzte ich die fehlenden Informationen. „Auch wir waren sehr erfolgreich“ ich schnitt eine Grimasse in Holders Richtung. „Hey Foster, Cat, spielt ihr ne Runde mit?“ rief Tom uns vom Billardtisch entgegen „Holder, du auch!“ „Klar“ rief Cade für uns alle zurück. Es war ganz lustig, seltsam, aber lustig. Und kaum hatte ich mich richtig entspannt klingelte sein Telefon. Natürlich tat es das, kurz nachdem er im Türrahmen stand und mich anlächelte. Ich wusste schon bevor er den Anruf entgegen nahm wer auf der anderen Leitung war und was als nächstes passieren würde, also streckte ich ihm einfach den Mittelfinger zu, als er mir gerade Grüße von Jack ausrichten wollte. „Fick dich soll ich dir von Cat ausrichten“ hörte ich ihn ins Telefon sagen. „von mir übrigens auch, Jack“ und dann weiter „ist mir scheissegal was er will“ Pause. „Ja“. Pause. „Nein, verdammt“. Pause. „Sag ihm er kann mich mal“ danach legte er auf und ich hasste ihn dafür. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu, küsste mich flüchtig auf die Stirn und flüsterte ein sanftes „Ich machs wieder gut, ich versprechs“, bevor er ohne weitere Verabschiedung verschwand. Und mit ihm auch meine Laune, ich war sauer, unfassbar enttäuscht und traurig. 6 Monate hatten wir uns nicht gesehen und es kam ihm nicht mal ein Tut mir leid über die Lippen. Tränen stiegen mir langsam in die Augen, ich schüttelte sie ab und ging zurück zu den Jungs. Wir beendeten die Partie, aber sehr motiviert war ich nicht mehr. Nick versuchte mich in das ein oder andere Gespräch zu verwickeln, aber ich hatte genug. Ich wollte heim und sagte das auch kurz darauf. Ich schleppte mich noch an die Bar um meine Rechnungen zu begleichen. Ich spürte eine warme Hand an meinem Rücken und Holder tauchte neben mir auf „Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Cathy.“ Sagte er bestimmt und signalisierte dem Kellner dass er alle Drinks bezahlt. Ohne seine Hand wegzunehmen wandte er sich mir wieder zu: „Gehst du mit mir aus?“ Er lächelte. „Ja“ lächelte ich zurück „Gern“ fügte ich noch hinzu. „Darf ich mir aussuchen wo wir hingehen?“ fragte ich grinsend. „Aber klar, du hast freie Wahl“ er erschien neugierig. „Bring mich nach Seattle und zeig mir die Space Needle“ bettelte ich ihn an. Er lachte „Wie kommst du denn darauf?“. Wir entdeckten zwei freie Plätze an der Bar und er dirigierte mich zu ihnen, immer darauf bedacht die Hand nicht von meinem Rücken zu nehmen, was ich als sehr angenehm empfand. Ich genoss die Wärme die sich dadurch ausbreitete. Nachdem wir uns hingesetzt hatten, hakte er nach: „Wieso die Space Needle?“ „Lach jetzt nicht“ begann ich zu erzählen „Ich hab als junges Mädchen mal ein Film gesehen. Diese klassischen TV Filme, eine Mutter brachte immer wieder ihr Kind ins Krankenhaus und irgendwann kam dann raus, dass sie das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom hat“ Nick schaute mich irritiert an, also erklärte ich es ihm „Na du weisst schon, die Mutter machte ihr eigenes Kind krank um es dann ins Krankenhaus zu bringen um die aufopfernde Mama spielen zu können“ Jetzt nickte er wissend. „Das ganze konnten sie aber nur deswegen aufdecken, da die Kleine immer wieder die Space Needle malte und eine Ärztin fand dadurch heraus, dass sie aus Seattle stammten und dort schon auffällig oft in Krankenhäusern waren“ „War wirklich ein guter Film“ ergänzte ich zum Schluss. Nick schien sich allerdings nicht so sicher zu sein, ob er lachen oder ernst bleiben soll. „Und jetzt möchtest du die Space Needle besuchen um dich von der magischen Anziehungskraft zu überzeugen?“ schlussfolgerte er schmunzelnd. „Ha ha“ verdrehte ich die Augen. „Ich will es einfach mal sehen“ „Dein Filmgeschmack macht mir echt Sorgen, Cathy“ lachte er. „Sag mir bitte nicht du guckst nur so eine Scheisse“ „Nein, aber ich gebe zu, ich stehe auf solche schlechten TV Filme“ auch ich musste lachen. „Na dann, Space Needle“ stellte er fest.
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„Bring mich nach Hause“ flüsterte ich atemlos dazwischen. Es war mehr als nur Sex, wir hatten wirklich Spass, ich hatte wirklich Spass, die ganzen letzten 5 Monate waren schön und ich fühlte mich bei ihm so wohl wie schon lange nicht mehr, selbst Überstunden erschienen plötzlich locker und leicht, er verstand mich. Er verstand den psychischen und den physischen Druck der bei so einem langwierigen Einsatz auf einen zukam, die Berge Papierkram die zu erledigen waren, den Adrenalinrausch und den tiefen Fall danach. Ich war glücklich.
Sein Magen knurrte laut, als wir nebeneinander eingekuschelt im Bett lagen. Ich zeichnete mit den Fingerspitzen seine Bauchmuskulatur nach und döste immer wieder weg. „Du solltest was essen Nick“ kicherte ich leise. „Was hast du da? Dann kochen wir was“ flötete er mir zu, während er schon auf dem Weg in die Küche war. „Es ist halb vier Uhr morgens, bist du irre?“ fragte ich verschlafen. „Ich koche gar nichts, du verrückter“. Ich schnappte mir die Bettdecke und wickelte mich hinein, dann hörte ich es an der Tür klingeln. „Ich mach schon“ rief er mir zu, weit weit entfernt wie mir schien, doch plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf und ich war hellwach. „Scheisse!“ entfuhr es mir. Cade. Ich warf mir ein Shirt über und ging der offenen Tür entgegen. Nick hat Cade splitterfasernackt die Tür geöffnet. „…du hast nach 35 Minuten die Kurve gekratzt, Kumpel, so wichtig kann es nicht sein“ hörte ich Nick sagen. „Das entscheide immernoch ich!“…“Kumpel“ ergänzte er brummend. „Um genau zu sein, meine Freunde, entscheide ICH das.“ Mischte ich mich ein und ging zur Tür. Nick ging zurück in die Küche. „Cade geh nach Hause, lass mich in Ruhe“ zischte ich ihn an. „Hör zu, es tut mir leid, Kleines.“ beteuerte er „Du weisst die Arbeit geht vor, ist bei dir doch genauso.“ „Geh nach Haus, Cade. Bitte“ erwiderte ich müde und schloss langsam die Tür. „Es tut mir leid“ hörte ich ihn noch durch die geschlossene Tür rufen und dann nichts mehr. Er war gegangen. Ich ging zu Nick in die Küche. Er hatte tatsächlich noch was gekocht und uns zwei Teller gerichtet. „Iss was, du brauchst die Energie gleich noch“ zwinkerte er mir zu. „Wie stellst du dir das eigentlich vor“ fragte ich ihn kauend und fügte hinzu „ich meine, wenn du zurück in Seattle bist. Ist das hier so ne einmalige Nummer?“. Er beugte sich zu mir runter „wenn du glaubst ich überlasse dich diesem arroganten, gutaussenden Egoisten, dann liegst du falsch“. Er küsste mich auf den Mund „ich mag dich, du bedeutest mir was.“ Es war erfrischend.