Space Needle

Die letzten 5 Monate verbrachte ich mit meinem neuen Partner, Nick Holder, in der übelsten Gegend von ganz Portland. Wir schlossen erfolgreich einen Fall über den hiesigen Drogenbaron ab. Holder, ein DEA Agent der Seattle Agency, wollte mich im Team und ich hatte mehr Spaß als es gesund für mich war. Der Auftrag war erledigt und der Fall erfolgreich abgeschlossen. Wir feierten ausgiebig mit den Kollegen im Leagons. In den letzten Wochen hat mich Holder öfters gefragt ob ich der DEA beitreten möchte, sie könnten einen Agent wie mich gebrauchen, er äußerte sich als beeindruckt und sein Captain wäre interessiert mich im Team zu haben. Ich mochte meine Kollegen, Captain Fisher galt meine volle Loyalität, aber ich würde lügen, hätte ich nicht darüber nachgedacht. Was hielt mich hier schon? Cade war seit 6 Monaten in Frankreich, irgendeinen Deal abschließen, ich hatte seit Wochen nichts von ihm gehört. Mit jeder Woche und jedem Tag dachte ich weniger an ihn, ich wurde langsam wieder zu einem Mensch der sein Leben im Griff hatte. Ich konnte mich besser auf meine Arbeit konzentrieren und hörte auf dieses weinerliche, jämmerliche Mädchen zu sein, dass ich so verabscheute und zu dem er mich gemacht hatte. Ich kam wieder zu alter Stärke.

„Ich hab sehr gern mit dir zusammengearbeitet“ unterbrach Holder meine Gedanken. Ich lächelte ihn an, „Ja, ich hatte auch viel Spaß.“ „Jetzt, da wir keine Partner mehr sind, könntest du etwas mit mir trinken gehen.“ Er grinste etwas nervös „Ich würde gern mit dir ausgehen“ fügte er noch hinzu. Auch ich hab schon daran gedacht. Er gefiel mir, er konnte Cade buchstäblich das Wasser reichen, denn er war genauso groß, wenn nicht größer als er. Unfassbar trainiert, gemessen an dem was ich ab und an mal aus den Augenwinkeln erfassen konnte. Er hatte ein markantes Kinn und trug meistens einen 3-7 Tage-Bart. Seine blonden Haare trug er oben länger als an den Seiten und das betonte seine braunen Augen umso mehr. Ja, er gefiel mir. Noch bevor ich ihm antworten konnte, sah ich Cade am Türrahmen lehnen. Er lächelte sanft und kam langsam auf mich zu. Wie hypnotisiert stand ich auf und ging ihm grinsend entgegen. Wir schlossen uns in die Arme und er drückte mir einen Kuss auf meine Haare „Hey Kleines“ flüsterte er auf meinen Scheitel. „Hey“ erwiderte ich und löste mich aus seiner Umarmung um ihm in die Augen schauen zu können. „Wieso hast du nicht gesagt, dass du kommst?“ fragte ich gespielt beleidigt. „Hat sich spontan ergeben, wir konnten gestern endlich die Verträge unterschreiben“. „Heißt das du bist wieder da?“ „Ja, ich bin wieder da“ und nachdem er sich etwas verwundert umgesehen hatte fragte er lauter: „und hier? Was geht hier? Was hab ich verpasst?“ „Hey Leute“ grüßte er die Kollegen. Sie grüßten zurück, Holder stand auf und ging auf uns zu: „Hey, ich bin Nick.“ Er hielt ihm die Hand entgegen, Cade musterte ihn daraufhin von oben bis unten bevor er ihm ebenfalls die Hand entgegenstreckte „Cade, hi“. „Er war die letzten 5 Monate mein Partner, wir hatten einen Fall zusammen“ ergänzte ich die fehlenden Informationen. „Auch wir waren sehr erfolgreich“ ich schnitt eine Grimasse in Holders Richtung. „Hey Foster, Cat, spielt ihr ne Runde mit?“ rief Tom uns vom Billardtisch entgegen „Holder, du auch!“ „Klar“ rief Cade für uns alle zurück. Es war ganz lustig, seltsam, aber lustig. Und kaum hatte ich mich richtig entspannt klingelte sein Telefon. Natürlich tat es das, kurz nachdem er im Türrahmen stand und mich anlächelte. Ich wusste schon bevor er den Anruf entgegen nahm wer auf der anderen Leitung war und was als nächstes passieren würde, also streckte ich ihm einfach den Mittelfinger zu, als er mir gerade Grüße von Jack ausrichten wollte. „Fick dich soll ich dir von Cat ausrichten“ hörte ich ihn ins Telefon sagen. „von mir übrigens auch, Jack“ und dann weiter „ist mir scheissegal was er will“ Pause. „Ja“. Pause. „Nein, verdammt“. Pause. „Sag ihm er kann mich mal“ danach legte er auf und ich hasste ihn dafür. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu, küsste mich flüchtig auf die Stirn und flüsterte ein sanftes „Ich machs wieder gut, ich versprechs“, bevor er ohne weitere Verabschiedung verschwand. Und mit ihm auch meine Laune, ich war sauer, unfassbar enttäuscht und traurig. 6 Monate hatten wir uns nicht gesehen und es kam ihm nicht mal ein Tut mir leid über die Lippen. Tränen stiegen mir langsam in die Augen, ich schüttelte sie ab und ging zurück zu den Jungs. Wir beendeten die Partie, aber sehr motiviert war ich nicht mehr. Nick versuchte mich in das ein oder andere Gespräch zu verwickeln, aber ich hatte genug. Ich wollte heim und sagte das auch kurz darauf. Ich schleppte mich noch an die Bar um meine Rechnungen zu begleichen. Ich spürte eine warme Hand an meinem Rücken und Holder tauchte neben mir auf „Du bist mir noch eine Antwort schuldig, Cathy.“ Sagte er bestimmt und signalisierte dem Kellner dass er alle Drinks bezahlt. Ohne seine Hand wegzunehmen wandte er sich mir wieder zu: „Gehst du mit mir aus?“ Er lächelte. „Ja“ lächelte ich zurück „Gern“ fügte ich noch hinzu. „Darf ich mir aussuchen wo wir hingehen?“ fragte ich grinsend. „Aber klar, du hast freie Wahl“ er erschien neugierig. „Bring mich nach Seattle und zeig mir die Space Needle“ bettelte ich ihn an. Er lachte „Wie kommst du denn darauf?“. Wir entdeckten zwei freie Plätze an der Bar und er dirigierte mich zu ihnen, immer darauf bedacht die Hand nicht von meinem Rücken zu nehmen, was ich als sehr angenehm empfand. Ich genoss die Wärme die sich dadurch ausbreitete. Nachdem wir uns hingesetzt hatten, hakte er nach: „Wieso die Space Needle?“ „Lach jetzt nicht“ begann ich zu erzählen „Ich hab als junges Mädchen mal ein Film gesehen. Diese klassischen TV Filme, eine Mutter brachte immer wieder ihr Kind ins Krankenhaus und irgendwann kam dann raus, dass sie das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom hat“ Nick schaute mich irritiert an, also erklärte ich es ihm „Na du weisst schon, die Mutter machte ihr eigenes Kind krank um es dann ins Krankenhaus zu bringen um die aufopfernde Mama spielen zu können“ Jetzt nickte er wissend. „Das ganze konnten sie aber nur deswegen aufdecken, da die Kleine immer wieder die Space Needle malte und eine Ärztin fand dadurch heraus, dass sie aus Seattle stammten und dort schon auffällig oft in Krankenhäusern waren“ „War wirklich ein guter Film“ ergänzte ich zum Schluss. Nick schien sich allerdings nicht so sicher zu sein, ob er lachen oder ernst bleiben soll. „Und jetzt möchtest du die Space Needle besuchen um dich von der magischen Anziehungskraft zu überzeugen?“ schlussfolgerte er schmunzelnd. „Ha ha“ verdrehte ich die Augen. „Ich will es einfach mal sehen“ „Dein Filmgeschmack macht mir echt Sorgen, Cathy“ lachte er. „Sag mir bitte nicht du guckst nur so eine Scheisse“ „Nein, aber ich gebe zu, ich stehe auf solche schlechten TV Filme“ auch ich musste lachen. „Na dann, Space Needle“ stellte er fest.

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„Bring mich nach Hause“ flüsterte ich atemlos dazwischen. Es war mehr als nur Sex, wir hatten wirklich Spass, ich hatte wirklich Spass, die ganzen letzten 5 Monate waren schön und ich fühlte mich bei ihm so wohl wie schon lange nicht mehr, selbst Überstunden erschienen plötzlich locker und leicht, er verstand mich. Er verstand den psychischen und den physischen Druck der bei so einem langwierigen Einsatz auf einen zukam, die Berge Papierkram die zu erledigen waren, den Adrenalinrausch und den tiefen Fall danach. Ich war glücklich.

Sein Magen knurrte laut, als wir nebeneinander eingekuschelt im Bett lagen. Ich zeichnete mit den Fingerspitzen seine Bauchmuskulatur nach und döste immer wieder weg. „Du solltest was essen Nick“ kicherte ich leise. „Was hast du da? Dann kochen wir was“ flötete er mir zu, während er schon auf dem Weg in die Küche war. „Es ist halb vier Uhr morgens, bist du irre?“ fragte ich verschlafen. „Ich koche gar nichts, du verrückter“. Ich schnappte mir die Bettdecke und wickelte mich hinein, dann hörte ich es an der Tür klingeln. „Ich mach schon“ rief er mir zu, weit weit entfernt wie mir schien, doch plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf und ich war hellwach. „Scheisse!“ entfuhr es mir. Cade. Ich warf mir ein Shirt über und ging der offenen Tür entgegen. Nick hat Cade splitterfasernackt die Tür geöffnet. „…du hast nach 35 Minuten die Kurve gekratzt, Kumpel, so wichtig kann es nicht sein“ hörte ich Nick sagen. „Das entscheide immernoch ich!“…“Kumpel“ ergänzte er brummend. „Um genau zu sein, meine Freunde, entscheide ICH das.“ Mischte ich mich ein und ging zur Tür. Nick ging zurück in die Küche. „Cade geh nach Hause, lass mich in Ruhe“ zischte ich ihn an. „Hör zu, es tut mir leid, Kleines.“ beteuerte er „Du weisst die Arbeit geht vor, ist bei dir doch genauso.“ „Geh nach Haus, Cade. Bitte“ erwiderte ich müde und schloss langsam die Tür. „Es tut mir leid“ hörte ich ihn noch durch die geschlossene Tür rufen und dann nichts mehr. Er war gegangen. Ich ging zu Nick in die Küche. Er hatte tatsächlich noch was gekocht und uns zwei Teller gerichtet. „Iss was, du brauchst die Energie gleich noch“ zwinkerte er mir zu. „Wie stellst du dir das eigentlich vor“ fragte ich ihn kauend und fügte hinzu „ich meine, wenn du zurück in Seattle bist. Ist das hier so ne einmalige Nummer?“. Er beugte sich zu mir runter „wenn du glaubst ich überlasse dich diesem arroganten, gutaussenden Egoisten, dann liegst du falsch“. Er küsste mich auf den Mund „ich mag dich, du bedeutest mir was.“ Es war erfrischend.

Schmerz

Ich konnte nicht zu Hause bleiben, ich hielt es einfach nicht aus. Überall hing die Erniedrigung und der Schmerz in der Luft, in den Wänden, im Boden, alles schien sich nach mir auszustrecken, mich zu erdrücken. Cade war nicht in der Stadt, er war nicht mal auf dem selben Kontinent wie ich. Seit unserem Streit haben wir nicht mehr miteinander gesprochen, er war nicht im Krankenhaus. Er war nicht da. Sonst weiss er doch auch immer alles, warum war er nicht da? Und wohin sollte ich gehen? „Leagons“ schoss es mir durch den Kopf. Sofort entspannte ich mich etwas. Ich brauchte dringend räumlichen Abstand. Und schlaf, so viel Schlaf wie möglich. René lässt mich rein, dem war ich mir sicher. Ich wollte nur nicht, dass er mich so sah, dass mich irgendjemand so sah. Tränen stiegen mir wieder in die Augen, ich hatte diesen Zustand so satt. Mein ganzer Körper schmerzte, von Innen und von Aussen.

Als ich an die Hintertür klopfte öffnete mir ein miesgelaunter René die Tür  „Was ist?“. „Ich bins Cat, lässt du mich in Cades Büro?“ am liebsten hätte ich auf der Stelle losgeheult. Augenblicklich wurde seine Miene sanfter, er versuchte mir ins Gesicht zu sehen, aber ich hielt meinen Kopf gesenkt. Ich wollte nur in Sicherheit und schlafen. Er schob mir einen Finger unters Kinn und hob mein Kopf, sodass er mich sehen konnte. „Um Himmels Willen, was ist passiert?“ fragte er mich erschrocken. Tränen liefen mir unvermittelt über die Wangen, ich konnte es einfach nicht länger zurück halten. Tränenerstickt antwortete ich nur „Ich möchte einfach nur schlafen, bitte lass mich durch René“. Er ging ein Schritt zur Seite und schloss mir Cades Büro auf. Ich bedankte mich bei ihm und machte ihm deutlich, dass ich nicht bereit war irgendwelche Fragen zu beantworten. Ein angenehmer, bekannter Geruch stieg mir in die Nase. Es roch nach Cade. An der Garderobe hing sein Mantel, ich schnappte ihn mir, wickelte mich darin ein  und fand auf der Couch endlich schlaf. Unruhig und voll von schrecklichen Träumen. Ich bemerkte nicht, als Cade sich im Morgengrauen zu mir setzte und mir sanft übers Gesicht strich, zu tief war ich im Alptraum gefangen und zuckte und stöhnte im Schlaf. Wenigstens im Traum gelang es mir mich zu befreien, die Männer von mir zu stoßen und sie einer nach dem anderen zu erschießen. Dem Schmerz zu entgehen, den sie in der realen Welt hinterlassen hatten. Ruckartig zuckte ich beiseite, als ich beim aufwachen eine Hand auf meinem Rücken spürte. Der Schreck saß so tief, dass ich erst einmal tief Luftholen musste. „Ganz ruhig Cat, ich bin es“ versuchte mich Cade wieder zu beruhigen. „Du bist hier?“ fragte ich ihn erstaunt während mein Herz schon wieder ruhiger klopfte. „Ich dachte du bist in Europa“. Ich setzte mich auf. „Das war ich, bis mich René angerufen hat. Warum hat mir das keiner gesagt? Warum hast du mich nicht angerufen?“ er wirkte besorgt, fast schon verzweifelt. Ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen. Den gleichen den ich verspüre seitdem, an jedem einzelnen Tag. Es brach mir das Herz in tausend kleine Teile. Tränen fingen an über meine Wangen zu laufen, aber ich konnte nichts sagen, ich hatte keine Worte mehr dafür übrig. Cade verstand und hielt mich fest, minutenlang, bis er schließlich sagte „Lass uns nach Hause fahren, Kleines“.

Bei ihm angekommen verkroch ich mich sofort auf die Couch, ich war müde, schrecklich müde. „Soll ich dir irgendetwas aus deiner Wohnung holen? Klamotten oder sowas?“ fragte er mich besorgt. „Ich brauch nichts“ antwortete ich leise. Er setzte sich zu mir und seufzte „Hast du Hunger, soll ich uns was kochen?“ Er legte seine Hand auf meine Schulter, ich zuckte zurück. Mein ganzer Körper brannte noch vor Schmerzen. „Danke Cade, aber ich brauch nichts, ich möchte einfach nur ein bisschen schlafen“. „Alles klar, leg dich hin. Ich bin im Arbeitszimmer, falls du was brauchst“ Er küsste mich sanft auf die Stirn und ging Richtung Arbeitszimmer. So richtig schlafen konnte ich allerdings nicht. Ich döste immer wieder ein, dann kamen die Bilder zurück und ich war wieder hellwach. Nachdem ich mir die Decke geschnappt hatte lief ich ebenfalls in sein Arbeitszimmer und kuschelte mich in einen Sessel während Cade am Fenster stand und telefonierte. Er bemerkte nicht, dass ich im Raum war, bis er sich umdrehte. Er legte auf, setzte sich auf den Rand seines Schreibtisches und sah zu mir rüber. „Du fragst mich nicht.“ Sagte ich zu ihm. „Du weisst schon alles, oder nicht?“. Er nickte. „Du hast die Polizeiberichte gelesen?“. Wieder nickte er. Mir schossen die Bilder in den Kopf die er gesehen haben muss von mir und meinem Körper. Wie sie mich zugerichtet haben. Mir wurde augenblicklich schlecht. „Hast du René darauf angesetzt?“. „Er war schon an der Sache dran, bevor er mich angerufen hat“ Diesmal nickte ich. „Warum hast du mich nicht angerufen?“. „Was hätte das geändert? Es ist passiert.“. „Ich hätte für dich da sein können“. Ich stand auf und ging zu ihm. Ich legte meine Arme um seinen Bauch und meinen Kopf ein seine Brust. Er urmarmte mich, ganz sanft. „Es tut mir leid, dass ich das nicht verhindern konnte. Es tut mir so leid.“ Seine Stimme brach und war nur noch ein flüstern. Sein Gesicht vergrub er in meinen Haaren und so standen wir da, ich weiss nicht wie lange. Das Telefon klingelte und holte uns wieder ins normale Leben zurück. Ich löste mich von ihm und ging zurück in den Sessel „Geh ruhig ran, kann ich hier noch ein bisschen bleiben?“. „Natürlich“ entgegnete er, seine Stimme war immernoch rauh und erstickt. Dann fand ich endlich doch noch meinen Schlaf.

Unfertig

„Du bist so richtig stolz drauf, oder?“ sagte ich, als ich ihn von mir runter stieß. „Worauf?“ fragte er mich verwundert. „Das du dich benimmst wie ein Arschloch“ ich schüttelte den Kopf, schnappte mir meine Klamotten und zog mich an. „Ich hab keine Ahnung warum ich das hier tue, warum ich überhaupt noch mit dir rede“ Er lachte, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste mich an „Das frag ich mich seit 3 Jahren.“ Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu „Aber deshalb stehst du auf mich. Recht hatte er. So sehr ich es auch gerne leugnen würde, aber ja, genau deshalb stand ich auf ihn. Und er? Er stand auf mich weil ich so ganz anders war als er. „Diesmal gehst du zu weit, Cade“ ich knallte die Tür hinter mir zu und versuchte auf dem Heimweg einen klaren Kopf zu bekommen. Ich war nicht mal die Straße runter führ sein Auto langsam an mir vorbei. Er ließ das Fenster runter und versuchte mich anzuhalten „Babe komm schon, komm wieder rein“ Wenn ich stehenblieb und ihn ansehen würde, würde ich wieder schwach werden. Er würde mich anlächeln und die arrogante Härte von vorhin wäre verschwunden. Meine Haut fing an zu kribbeln, ich war wütend und ich konnte nicht stehen bleiben, dass schien mir unmöglich, ich musste es durchziehen, ihm zeigen, dass ich auch einen eigenen Willen hatte, der nicht von ihm abhing. „Fick dich, Cade!“ herrschte ich ihn an. Vielleicht ein bisschen zu harsch, denn auf einmal kippte die Stimmung. „Mach was du willst“ entgegnete er genervt und drückte aufs Gas. Ein paar Augenblicke später war er verschwunden. Ich hatte gewonnen. Ich hatte verloren.

 

Zwei Tage später trafen wir uns im Leagons. Ich wusste nicht das er da ist, es passte mir aber ganz gut. Steven, mein neuer Partner und ich spielten eine Partie Billard und ich war drauf und dran zu gewinnen. Cade beobachtete uns, ich sah ihn nicht, aber ich wusste es, ich konnte seine Blicke fast schon körperlich spüren. Steven und ich verstanden uns sehr gut und wir alberten nebenbei ausgelassen herum. Vielleicht lachte ich ein bisschen lauter über seine Witze als nötig und vielleicht berührte ich ihn etwas häufiger als nötig, aber sollte Cade mich beobachten, wusste ich es würde direkt ins Schwarze treffen. Steven entschudigte sich für einen Moment um ein Anruf entgegen zu nehmen und Cade nutzte die Chance um wie gewohnt lässig am Türrahmen zu lehnen. „Hey“ sagte er nach ein paar Sekunden ohne einer Reaktion von mir. „Hey“ begrüßte ich ihn knapp. „Wo ist denn dein neuer Freund?“ fragte er betont lässig. „Das war mir so klar“ antwortete ich schmunzelnd. Er war eifersüchtig. „Was?“ fragte er und kam auf mich zu. Ich ging ein Schritt zurück, wenn er mich berührte würde ich schwach werden. Aber das wusste er und kam noch näher. „Willst du lieber bei ihm sein?“ raunte er mir zu kurz bevor er die Hand auf meinen Hintern legte und mich zu sich zog um mich zu küssen. Ich war wehrlos, genauso wehrlos wie er. Er hatte Macht über mich, aber die selbe Macht hatte ich über ihn. Die Kunst liegt darin es ihn nicht wissen zu lassen. Oder weiss er es schon längst? Wissen wir es beide? Wie machtlos wir gegenüber dem anderen sind? Wie abhängig von einem Lächeln, von einem „Hey“ oder einem „Babe“. Er verdrehte mir völlig den Kopf und ich wusste es geht ihm genauso. „Cat, wir müssen los, das war Fuller, wir sollen sofort aufs Revier.“ Unterbrach uns Steven. „Sehe ich dich später noch, Babe?“ fragte Cade wesentlich lauter als nötig ohne seine Hand von meinem Hintern zu nehmen.

Es ist die Art wie er mich ansieht, mich anlächelt und nur Augen für mich hat. Als wäre ich ein Wunder, ein helles, strahlendes Licht. Als wäre ich alles was er zum Leben braucht. Er sucht meinen Blick und mein Lächeln. Ohne verlässt er nicht den Raum. Ohne dieses stille Versprechen das zwischen uns alles gut ist. Das es immer gut sein wird, egal was passiert. Diese emotionale und sexuelle Spannung ist unbeschreiblich. Ich möchte seine Hände berühren und seine Lippen küssen. Und ich frage mich, möchte er es genauso sehr wie ich? Möchte er mich küssen? Und plötzlich ist er eifersüchtig und sauer, weil er nicht der Mittelpunkt meiner Welt ist. Angeblich möchte er es auch nicht sein. Angeblich.

 

Wir waren nicht lange fertig drehte sich mir der Magen um. Ich rannte auf die Toilette und übergab mich. Ein Schwall aus Tränen und Magensäure kam aus mir raus. Von weitem hörte ich wie Cade an meine Tür hämmerte „Cat, was ist los, mach die Tür auf!“ schrie er. „Cat! Mach sie auf oder ich trete sie ein!“ hörte ich ihn wieder brüllen. Ich konnte mich nicht bewegen, ich zitterte und weinte und hatte das Gefühl jemand würde mich von innen zerreissen. Cade stürmte herein und sah mich völlig entgeistert an, er war kreidebleich. Langsam ging er vor mir auf die Knie und versucht mich festzuhalten, ich hatte kein Gleichgewicht mehr und kippte immer wieder gegen die Wand. „Du verletzt dich noch Kleines, komm her“ Er legte mir ein Handtuch hinter den Kopf und versucht mich zu stabilisieren, dann nahm er ein weiteres Handtuch, machte es nass und wusch mein Gesicht und säuberte mir die Haare. Ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können und ließ alles einfach nur geschehen. „Was ist da gerade passiert?“ fragte er als ich mein Atem wieder einiges langsamer und gleichmäßiger war.

„Tut mir leid“ schluchzte ich. „Es geht gleich wieder, gib mir ein paar Minuten“. Ich versuchte aufzustehen, scheiterte aber kläglich. Ich wollte nicht schwach sein und wehleidig, ich hatte Angst und wollte einfach nur wieder in die Realität zurück, raus aus diesem Zustand. „Ich will wissen was los ist, Kleines. Was passiert hier“. Die Bilder kamen wieder hoch und ich musste mich erneut übergeben. „Er hat mir seine Knarre in den Mund gesteckt. Ich vergesse nie diesen metallischen Geschmack, niemals.“ Erneut drehte sich mir der Magen um, aber mehr als ein Würgen brachte ich nicht mehr hervor.

 

 

 

„Wir sollten ihn verkuppeln“ stellte ich zufrieden fest. Jack machte große Augen „Wie du suchst jemand für ihn? Ihr zwei seid doch ineinander verliebt“ fragte er völlig überrascht. „Er ist nicht in mich verliebt“ erwiderte ich in der stillen Hoffnung es wäre anders. Jack grinste nur verheißungsvoll und zog wieder Richtung Menge weiter. Es wäre einfacher für mich, für uns, wäre er glücklich vergeben. Er verdient es glücklich zu sein. Er ist 42, er sollte langsam seßhaft werden, jemanden finden mit dem er einschlafen und aufwachen kann. Vielleicht eine Frau mit Kindern, einer Familie, er sollte glücklich und zufrieden sein Leben verbringen. Und ich? Ich hätte sagen sollen „Achwas, ich bin nicht in ihn verliebt“. Aber das wäre gelogen.

 

 

Verdiene ich es nicht das man sich um mich bemüht. Waren meine Gedanken an einem ziemlich grauen und verregneten Tag in Portland. Ich hatte nur Papierkram zu erledigen und verlor mich in meinen Gedanken. Cade´s Exfreundin ist aufgetaucht. Ich hab sie zusammen gesehen, vor zwei Wochen. Seit dem ist Funkstille zwischen uns. War es nicht genau das was ich mir erst neulich noch für ihn gewünscht hatte? Eine Frau mit Kindern, eine Familie. Wünsche ich mir das? Ich wünsche mir Cade. Mit oder ohne Familie. Wir wären uns genug, unsere eigene kleine Familie. Aber vielleicht wäre nur er mir genug. Was wenn ich ihm einfach nicht genug bin? Ich bin ein Detective, ich habe nicht vor Kinder zu bekommen, Geburtstagsparties zu planen und samstags auf Baseballspiele zu gehen. Ich versuche einfach nur das richtige zu tun. Ich handle so, dass keine Fragen mehr offen sind, ich hab ihm mein Herz vor die Füße geworfen. Ich habe an meiner Intention keine Zweifel gelassen. Er hingegen hinterlässt nur Zweifel, nur Fragezeichen, nur Verwirrung. Er behandelt mich wie etwas besonderes, etwas das ihm was bedeutet. Und gleichzeitig behauptet er, er hätte keine Gefühle für mich. Stimmt nicht, dass hat er nie behauptet, er hat es nie gesagt, er sagte wir verstehen uns gut, aber er hat nie gesagt er würde nichts für mich empfinden. Aber es ist doch offensichtlich oder? Ich meine was hält ihn denn sonst ab, wenn nicht fehlendes Interesse, oder fehlende Gefühle. Er steht einfach nicht auf mich. Und dann erzählt er mir was er geträumt hat. Von mir. Er sagt er vermisst mich, er möchte Zeit mit mir verbringen, es sind diese tausend Kleinigkeiten die er für mich tut, die ich für ihn tue.

Dennis Teil II

Wie verabredet traf ich mich dennoch mit Cade. Ablenkung konnte ich jetzt gut gebrauchen und mich ablenken, dass konnte er zu gut. Ich entschied mich für einen kurzen engen Rock und ein schwarzes,  fließendes Top, hohe Schuhe, offene Haare. Ich wollte sexy sein, aber es auch nicht übertreiben. Angekommen im Leagons begab ich mich erst mal an die Bar. Sarah schenkte mir ein Gin Tonic ein und ihrem skeptischen Blick nach zu urteilen sah sie mir an das etwas nicht in Ordnung war „Was ist los Süße?“. „Ach, ich hatte einen scheiss Tag, ich erzähls dir Morgen in aller Ruhe, ich hab heute keine Lust mehr darüber nachzudenken.“ „Na schön, suchst du Foster?“ ihr waren wohl meine ruhelosen Augen nicht entgangen. „Ja, er sagte er sei da heute Abend.“ „Ja, ich hab ihn schon gesehen. Irgendwo rennt er rum“. Und dann fand ich ihn. Er stand oben auf der Galerie mit einem Typ im Anzug, er selbst trug ebenfalls eine elegante Anzughose in schwarz  und ein schwarzes Hemd. Es stand ihm unheimlich gut. Ich fing an mich in Gedanken über ihn zu verlieren. Sein Aussehen wich so völlig ab von Dennis. Dennis hatte schwarze Haare, dunkle Augen, sein langer schwarzer Mantel war sein ständiger Begleiter. Er war eher der Rocker-Typ, Leder- oder Nietenarmbänder, Drei-Tage-Bart. Cade, mit seinem Strohblonden Haar, feine Gesichtszüge, groß und trainiert war da ganz anders. Ganz der Business-Man, rasiert, gekonnt verwuschelte Haare, Zahnpasta Lächeln. Er war ein schöner Mann, einer der mir wohlige Schauer über den Körper jagte sobald seine stahlblauen Augen mich ansahen. So wie jetzt. Ich konnte mich seinem Blick einfach nicht entziehen und ich wollte es auch nicht. Wie hypnotisiert schauten wir uns gefühlte Minuten in die Augen. Er schaute zuerst weg, der andere Typ im Anzug lenkte ihn leider ab. Das allerdings hielt mich nicht davon ab ihn weiter zu beobachten. Seine Bewegungen waren sehr geschmeidig, wie die eines Tigers und sein Lachen atemberaubend. Bilder unserer letzten Nacht im Billardraum schossen mir in den Kopf. Mit ihm zu vögeln bedeutete alles andere zu vergessen, nichts anderes war mehr wichtig, er schaffte es mich in eine andere Welt zu katapultieren und das war genau das was ich im Moment brauchte. Einfach Spaß, ohne Verpflichtung, ohne Eifersucht und Diskussionen. Und ohne Dennis.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er plötzlich neben stand „Hey Kleines“ riss er mich aus meinen Gedanken über ihn. „Hey“ lächelte ich ihn an. „Hast du viel zu tun?“ „Ja, ich muss noch ein paar Telefonate führen, wartest du auf mich?“ Er strich mit den Fingerspitzen über den Rücken  „Ich verspreche dir, es lohnt sich“. „Das will ich hoffen“ entgegnete ich lächelnd. Bevor er verschwand versicherte er sich noch bei Sarah, dass meine Getränke auf seine Rechnung gingen. Er verschwand in dem kleinen Flur. Sein Büro befand sich dort, dass wusste ich. Nach gut zwei Stunden war ich dann schon leicht genervt und ziemlich betrunken. Ich entschloss ich hätte genug gewartet und machte mich auf in sein Büro. Durch den Alkohol im Blut klopfte ich energischer als beabsichtig, aber wenigstens bat er mich so auch sofort herein. Er hing locker-lässig in seinem Stuhl am Telefon. Die Beine lagen überkreuzt auf seinem Schreibtisch. Ich musste kichern bei dem Anblick. Er machte eine genervte Grimasse und ich hörte wie er versuchte den Gesprächspartner abzuwimmeln. Sein Büro war relativ groß, mit einer Sitzecke, Eine schwarze Ledercouch, zwei Sessel, ein kleiner Glastisch. Ansonsten ganz im Stil vom Club gehalten, ein schwerer dunkler Schreibtisch, keine Fenster, nur künstliches Licht. Ein paar Regale auf denen Ordner verteilt waren, kein Schnickschnack, Deko oder sonstiges. Mit einer Handbewegung bot er mir an mich auf seine Couch zu setzen, ich aber entschied mich anders. Ich trat hinter seinen Schreibtisch und als er die Beine vom Tisch nahm, klappte ich sein Laptop zu, schob ihn Beiseite und setzte mich auf seinen Tisch. Ich überschlug langsam die Beine und sorgte dafür das mein Rock leicht hochrutschte. Er war immer noch damit beschäftigt den Typ an der Leitung abzuwimmeln, aber er verfolgte meine Bewegungen mit Argusaugen. Langsam zog ich mir mein Top über den Kopf, sodass ich nur noch mit Rock und BH vor ihm saß. Ich merkte das er langsam nervös wurde, seine Stimme wurde lauter. Mit meinem Fuß striff ich den Schuh des anderen Fußes ab und wanderte sein rechtes Bein hoch, bis ich zwischen seinen Beinen stehenblieb. Ich fing an ihn mit meinen Zehen zu massieren und sah wie sehr er sich zusammenriss. Er wurde hart, also rieb ich weiter, dabei öffnete ich meine Beine, so hatte er einen schönen Blick unter meinen Rock. Er lehnte sich zurück und sagte gar nichts mehr, er fixierte mich und ich sah wie er sich konzentrierte nicht aufzustöhnen währen meine Zehen nicht aufhörten ihn zu massieren. Ich hörte nur noch wie er mit erstickter Stimme sagte „Ruf mich morgen nochmal an, mir ist gerade etwas dazwischen gekommen“. Dann legte er auf, warf das Handy auf seinen Tisch und zog mich runter auf seinen Schoß. „Ich hab beim besten Willen keine Lust mehr zu warten, also entweder vögelst du mich, oder ich verschwinde“. Er lachte heiser und versuchte mich zu küssen, ich zog meinen Kopf ausweichend zurück  „Keine Küsse, Fick mich“. Und das tat er. Nachdem wir fix und fertig auf seinem Stuhl zusammensackten fühlte ich wie er mir sanft über den Rücken streichelte. Mein Kopf lag an seiner Brust, ich hörte wie sich sein Herzschlag wieder normalisierte, es beruhigte mich und die ganze Anspannung des Tages fiel langsam von mir ab. Wir saßen einfach nur da, ineinander verschlungen, ich in seinen Armen, mein Kopf an seiner Brust und er immer noch in mir. Es war herrlich ruhig und entspannend. Ich lauschte einfach nur seinem Herzschlag, der sich wie meiner mit jedem Schlag wieder normalisierte. „Warum darf ich dich nicht küssen?“ riss er mich wieder in die Realität zurück. Ich bewegte mich nicht, versuchte es auszusitzen, vielleicht würde er die Frage vergessen, wenn ich nur lang genug schwieg. Warum wollte ich nicht geküsst werden? Weil mir der Geschmack von Dennis noch auf der Zunge lag. Ich war noch nicht bereit ihn gehen zu lassen, ihn solange festzuhalten wie möglich. Aber Cade wollte eine Antwort, denn er fragte mich nochmal und schob mir dabei das Kinn soweit hoch, bis er mir in die Augen schauen konnte. „Willst du es wirklich wissen?“ fragte ich nur. Ich war nicht bereit einen Seelenstriptease hinzulegen, nur weil er ein Egoproblem hatte. „Ja das will ich, erzähls mir kleines“ versicherte er mir sanft. Ich erzählte ihm die Geschichte mit Dennis, seinen Lügen, seinem Betrug, was am Abend mit ihm passiert ist und warum ich Cade nicht küssen wollte. „Völlig dämlich, ich weiß“ seufzte ich und begann mich schweren Herzens von ihm und der Ruhe zu lösen, aber er hielt mich fest „Nein, gar nicht dämlich.“  Er drückte mich wieder an sich und auch er seufzte. Ich hob den Kopf und schaute ihn an. „Ich hab von ihr gelesen. Von Kathie meine ich“ ich machte ein kurze Pause und beobachtete seine Reaktion. Sein Gesichtszüge wurden hart und ich spürte wie sich jeder Muskel in ihm anspannte. „Ich habe auch lange gebraucht, jemanden wieder an meine Lippen zu lassen“ flüsterte er mir zu. Ich reckte meinen Kopf nach oben und küsste seinen Hals, sein Kinn und schließlich seine Lippen. Wir berührten und nur ganz sanft, aber jedes Haar an meinem Körper stellte sich auf. Da waren sie wieder, die tausend Volt.

Variante

Ich sollte wirklich anfangen eine Reihenfolge zu finden und mich für Kapitel zu entscheiden. An der Stelle mal ein dickes Sorry dafür, dass ich mich selten entscheiden kann und schon gar keine Reihenfolge finde. Ich hoffe der rote Faden ist dennoch erkennbar.

Hier eine weitere Variante eines bereits geposteten Kapitels.

 

Da stand er, oben auf der Galerie, fast 3 Monate hatten wir uns nicht mehr gesehen. Er war geschäftlich in Asien, ich an einem College. Gut sah er aus, ein bisschen müde vielleicht, aber das fiel nur mir auf. Ich genoss es ihn aus der Distanz zu beobachten, seinen Bewegungen zu folgen, seiner Mimik. Er shakerte mit einer Frau, dunkle Haare, ziemlich aufgestylt, es gefiel ihr, er gefiel ihr, ein bisschen zu gut für meinen Geschmack. Ihm gefiel es auch, ich kannte diesen Blick, mich sieht er auch so an. Schlagartig wurde mir schlecht, ich bekam einen Kloß im Hals und mir wurde klar, dass ich gegen sie keine Chance hatte. Sie war so viel offensichtlicher seine Liga als ich ich, finanziell, optisch, wie sie strahlte. Sarah riss mich aus meinen Gedanken „Was ist los süße, du hast ganz blasse Lippen“. „Kennst du die, die oben bei Cade steht?“ „Ich hab sie schon öfters gesehen, aber ich weiss nicht wie sie heisst oder wer sie ist, wieso?“ Fragte sie mich mit prüfendem Blick. Sie wusste ganz genau warum ich das wissen wollte. „Nur so“ antwortete ich so entspannt wie möglich. „Er hat nach dir gefragt, mehrfach, ich sagte ihm, dass du heute kommst. Geh nach oben, er wartet auf dich“ sie kannte mich gut und wusste, dass es mich beruhigte, sie wusste ich war in ihn verliebt noch bevor es mir klar war. Aber in dem Moment als es mir in den Magen fuhr, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.  Er hat mir gefehlt die letzten Wochen, wir hatten keinen Kontakt über die ganze Zeit, ich konnte meine Tarnung nicht aufs Spiel setzen. Auch er war beschäftigt und hatte nur zwei- oder dreimal angerufen. Er sprach mir auf die Mailbox. Vielleicht hab ich ihm auch gefehlt.  „Ok, ich geh hoch“ ich seufzte tief. „Viel Spass süße“ zwinkerte sie mir aufmunternd zu. Schon als ich die Treppen zur Galerie aufstieg sah er mich, mein Herz pochte mir bis zum Hals. „Wie ein Teenie“ dachte ich „reiss dich zusammen“. Strahlend kam mir entgegen und drückte mir einen Kuss auf die Wange „Hey Kleines“ raunte er „Du siehst toll aus, wie geht’s dir?“  Während er sich wieder von mir entfernte, versuchte ich seinen Duft komplett in mich einzusaugen. Er verströmte einen tollen Duft „Hey“ strahlte ich zurück „gestresst und dir? Wie war Asien?“ „Eine Katastrophe ehrlich gesagt, der Vertragsabschluss ist geplatzt und ich musste meinen kompletten Charme einsetzen um überhaupt noch mitspielen zu dürfen“ er lachte schallend. Augenblicklich entspannte ich mich wieder „Na, davon hast du ja genug“ zwinkerte ich ihm zu. Seine Augen verdunkelten sich und er zog mich ansich „Schön, dass du da bist“ langsam strich er mir mit dem Handrücken über die Wange und sah mir tief in die Augen. „Warst du erfolgreicher als ich?“ „Naja“ zuckte ich mit den Schultern „wenn man das verhaften von Studenten wegen illegalem Waffenhandel als erfolgreich bezeichnen kann“. Seine Augen weiteten sich „Klingt gefährlich“ „Ja, deswegen konnte ich auch deine Anrufe nicht entgegennehmen, oder sie beantworten. Ich konnte meine Tarnung nicht aufs Spiel setzen“. „Mhm“ er nichte verständnisvoll. „Du siehst müde aus Cade“ stellte ich seufzend fest und strich ihm durch die blonden Haare. Er nahm meine Hand und küsste sie. „Ist alles nicht so einfach im Moment.“ Sein Blick gab mir zu verstehen, dass er keine Fragen akzeptierte während seine Finger durch meine Locken streiften. Er zog mich an ihnen zu sich um mich zu küssen. Erst nur ganz sanft, dann immer leidenschaftlicher, meine Hände wanderten in seine Haare, zu seinem Nacken, seine an meinen Hals. Sanft drückte er mich an die Brüstung der Galerie ohne auch nur eine Sekunde meine Lippen zu verlassen „Du hast mir gefehlt“ flüsterte er atemlos dazwischen. Mein Magen fing an zu kribbeln, alles in mir vibrierte, es fühlte sich an, als wäre mir schlecht. Gerne hätte ich ihm gesagt was ich empfand, aber irgendwas hielt mich ab, ich befürchtete ich  würde ihn damit weit wegstoßen, genauso wie Dennis. Wir hatten eine Abmachung, wir hatten Spass und sind zu nichts verpflichtet und ich war mir sicher, dass er die Tussi von vorhin gevögelt hatte. Die Art und Weise wie sie miteinander agierten, sie kannten sich. Sie kannten sich gut. Und plötzlich war mir tatsächlich schlecht. Überraschend drehte ich den Kopf zur Seite „was ist los?“ er strich mir mit besorgter Mine über den Nasenrücken „du bist blass, Cat“. „Lass uns gehen“ entschied er, drehte sich um und zog mich an der Hand mit sich. Ich verabschiedete mich noch von Sarah und draußen an der Autotür begrüßte Rene mich schon mit einem freundlichen lächeln. Wir waren noch nicht lange unterwegs, da konnte ich nicht mehr anders als ihn zu fragen. Sie spukte mir die ganze Zeit im Kopf herum, die Art wie er sie angesehen hat und sie ihn. „Wer war denn die Frau bei Jack?“ meinen Versuch es zu verpacken, als würde ich andeuten wollen, wie sehr ich mich für Jack freue, dass er eine Freundin hat durchschaute er „Du willst wissen ob ich sie gevögelt habe“ schmunzelte er. „Das geht mich nichts an“ erwiderte ich schulterzckend. Ich war ja so lässig. „Und trotzdem willst du es wissen“ bohrte er weiter. Ich schwieg, die Blöße wollte ich mir nicht geben, warum hatte ich nur gefragt. „Du bist süß, wenn du eifersüchtig bist“ ich konnte ihn grinsen sehen, ohne auch nur ein Blick in seine Richtung zu werfen. Er hatte seinen Spass. „Du kannst ficken wen du willst“ sagte ich kopfschüttelnd und vielleicht ein bisschen zu scharf. Besonders spaßig fand ich es nicht. Er beugte sich zu mir, drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah mir direkt in die Augen. Sein Blick war sanft und seine Augen funkelten „Kleines“ flüsterte er „ich ficke nur dich“ und küsste mich. Ich erwiderte seinen Kuss, immer und immer wieder, ich konnte nicht anders, mein Körper sehnte sich mit jedem Muskel, mit der Ader, mit jeder Faser nach ihm.

Ich lag noch wach, er schlief, ich mit dem Rücken zu ihm und er an mich gekuschelt. Seine tiefen Atemzüge konnte ich an meiner Schulter spüren, sie bereiteten mir jedesmal eine Gänsehaut. Warum passierte mir das immer? Mich in Männer zu verlieben, die mich nicht lieben. Diese Frage ging mir nicht aus dem Kopf. Was hatte ich mir denn gedacht? Dass er drei Monate in Asien ist und es passiert nichts? Das ich die einzige bin? Das war ich nie und werde ich nie sein. Er hat den Ruf eine nach der anderen abzuschleppen, denke ich ernsthaft ich bin die Erlöserin? Die, die ihn auf den rechten Pfad zurückholt. Seine gequälte Seele befreit? Lächerlich, dass ist einfach nur lächerlich. Und plötzlich ertrug ich es nicht mehr in seinen Armen zu liegen, und sein Atem verursachte nur noch ein brennen. Langsam befreite ich mich aus seiner Umarmung und stand von Bett auf. Meine Klamotten lagen überall auf dem Boden verteilt, ich sammelte alles ein und zog mich an. Ich bemerkte nicht, dass er aufgewacht war und mich dabei beobachtete „Was machst du da?“ fragte er verschlafen. „Es ist mitten in der Nacht“ Er hatte sich auf seinen Ellenbogen gestützt und lag splitternackt vor mir. Ich kann nicht behaupten, dass nackte Männerkörper atemberaubend schön sind, aber seiner war es, atemberaubend. „Ich muss morgen früh raus, ich muss in mein eigenes Bett“ log ich. „Was ist los?“ er nahm mir die Lüge nicht ab. „Du benimmst dich seltsam, Cat. Gestern schon, ist irgendwas passiert, hab ich was verpasst?“ Mittlerweile hat er sich aufgesetzt und sich Shorts angezogen. Ich sollte ihm die Wahrheit sagen, zumindest ein Teil davon. „Cade, ich will dich nicht anlügen. Mir ist klar, das wir keinen Exklusivvertrag haben, es ist ok. Aber ich will das nicht mehr. Ich…“ zögerte ich. „Wir haben viel Spass und tollen Sex, aber mir reicht das nicht auf Dauer. Ich möchte zu jemandem nach Hause kommen, mir keine Gedanken darüber machen müssen wieviele er in meiner Abwesenheit flachgelegt hat und zu wissen, dass ich eine von vielen bin. Ich möchte nicht mehr eine von vielen sein.“ Mittlerweile war ich fix und fertig angezogen und bereit zu gehen. „Was willst du jetzt von mir hören?“ ich merkte wie erstaunt er war. „Denkst du ich bin blöd?“ ich war sauer „Denkst du ich merke nicht, dass es dir nicht gut geht. Ich kann sehen wie müde du bist und rastlos. Ich kenne deine Dämonen Cade und kennst meine. Wäre es es denn so schlimm, wenn ich die einzige wäre?“ ich musste der Versuchung wiederstehen auf ihn zuzugehen und ihn zu berühren um ihm meine Worte zu verdeutlichen. „Ich kann es dir nicht versprechen, ich verspreche das niemandem mehr. Du weisst, dass ich das nicht kann.“  Er klang gequält und kam näher. Langsam zog er mich zu sich und versuchte mich festzuhalten, aber ich schüttelte ihn ab. „Du bist mir wichtig, Kleines. Wichtiger als alles andere. Die letzten Monate hast du mir sehr gefehlt. Bitte bleib“ flehte er mich an. Ich glaubte ihm. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, er war müde, schon lange. „Ich weiss, aber nicht wichtig genug“ stellte ich nüchtern fest und entzog mich seinen Armen. Mein Hand hielt schon die Türklinke fast, als ich mich nochmal umdrehte. Ich hatte nichts mehr zu verlieren „Ich liebe dich“. Einen Augenblick schauten wir uns noch in die Augen, dann drehte ich mich um und ging. Er hielt mich nicht auf.

Dennis

Ich hatte Cade nun schon einige Wochen nicht mehr gesehen und die Sache mit Dennis spitzte sich immer mehr zu. Mittlerweile war es uns kaum noch möglich im selben Raum zu sein. Er war mein Partner, ich musste mich auf ihn verlassen können, aber ich war mir da nicht mehr sicher. Meine Schicht war zu Ende und ich zog mich gerade um, als auch Dennis den Raum betrat. „Hey“ grüßte ich ihn kalt. Zu mehr war ich kaum noch fähig. „Cat, wir müssen reden“ fing er an. Sein Gesicht wurde ernst. „Wie damals, als er mich verlassen hatte.“ schoss es mir durch den Kopf. Ich setzte mich. Ich war jetzt schon erschöpft. „Sie ist schwanger“ stellte ich trocken fest. Er starrte mich an „Nein! Nein, um Gottes Willen“ der Gedanke kam ihm offensichtlich sehr abwegig vor. „Dann spuck´s aus, ich hab zu tun“ ich hatte wirklich nicht vor mich ewig mit ihm auseinanderzusetzen. „Ich wechsle in die Innere“ sagte er und wartete auf meine Reaktion. Ich musste lachen. „Was ist daran so witzig?“ blaffte er mich an. „Gar nichts, da passt ein Arschloch wie du doch perfekt rein“ zuckte ich mich den Schultern. Ich stand wieder auf drehte mich von ihm weg um mich fertig umzuziehen. Ich wollte noch auf ein Drink in Leagons, Cade schrieb mir er sei heute Abend da. „Ach komm schon Cat, du bist auch kein Kind von Traurigkeit. Ich hab dich mit diesem Foster gesehen. Du scheinst dich wunderbar erholt zu haben“ er wurde lauter. Ich hielt inne. „Ich bin zu müde zum streiten Dennis, du gehst? Fein. Erwarte aber kein Abschiedsgeschenk.“ Ich war sauer. Auf ihn, auf Yasemine. Darauf wie er uns einfach wegwerfen konnte. Unsere Freundschaft, unsere Liebe, unsere berufliche Partnerschaft. Ich knallte den Spint zu und wollte gehen, als er mich am Arm festhielt „Warte Cat, bitte.“ Tränen stiegen mir unvermittelt in die Augen. Nach wie vor schaffte er es mich zum weinen zu bringen. „Lass mich los Dennis. Verpiss dich. Das kannst du am besten.“ Es klang scharf, genauso wie beabsichtigt. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Er ließ mich aber einfach nicht los. „Was willst du noch von mir, geh, bitte“ langsam klang ich eher verzweifelt, die Tränen liefen mir über die Wangen. Er zog mich weiter zu sich „Cat, es tut mir leid, ich wollte dir nie wehtun.“ Er fing an mir die Tränen von den Wangen zu küssen. Wärme durchflutete meinen Körper. „Es tut mir leid“  flüsterte er wieder. Ehe ich mich versah küssten wir uns. Es fühlte sich so gut an, seine Lippen an meinen zu spüren, er roch so gut, er roch nach Zu Hause, ich vermisste ihn. Ich legte meine Arme um seinen Bauch, sein langer, schwarzer Mantel umschloss uns komplett.  Da standen wir, küssend und so innig wie seit Monaten nicht mehr. „Du fehlst mir“ flüsterte ich atemlos dazwischen. „Bitte geh nicht“. Es war mir egal wie verzweifelt ich mittlerweile klang. Verdammt nochmal, ich war verzweifelt. Er setzte sich und zog mich auf seinen Schoß. Seine Hände glitten unter meinen Pullover. Er zog ihn mir über den Kopf und ich streifte ihm den Mantel von den Schultern. Wir hörten dabei nicht auf uns zu küssen. Seine Hände auf meiner Haut fühlten sich toll an. Seine Lippen verließen meinen Mund und wanderten über meinen Hals, meine Schultern, verweilten in meinem Dekolleté. Meine Finger wuschelten in seine schwarzen, dichten Haare und ich warf meinen Kopf zurück. Mein Oberkörper bog sich nach hinten, so konnte er meinen Bauch erreichen. In meinem Bauch kribbelte es wohlig, als er mich dort küsste. Ich beugte mich wieder vor und küsste ihn, zog ihm sein Longsleeve aus und strich über seine behaarte Brust. Schmetterlinge tanzten. Ich war überwältigt von all den Gefühlen die er nach wie vor in mir auslöste. „Ich liebe dich“ sprudelte es aus mir heraus. Völlig unerwartet und völlig irrational. Kaum waren die Worte ausgesprochen, zog sich alles in mir zusammen. Er hielt inne, ich konnte spüren wie sich all seine Muskeln anspannten. Er sah mich an, mit seinen braunen Knopfaugen, die einst warm und voller Zuneigung waren, plötzlich eiskalt in meine schauten. „Wir sollten aufhören, ich sollte gehen“ er hob mich von seinem Schoß und stellte mich auf die Füße. Reflexartig schoss meine flache Hand mitten in sein Gesicht. Wesentlich heftiger als beabsichtigt. Er starrte mich an, völlig baff. „Ich glaub die hab ich verdient“. Ich war nicht in der Lage zu antworten. Er kramte seine Klamotten zusammen und verließ den Raum. Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so dreckig. Ich stieg unter die Dusche und versuchte alles abzuwaschen, alle Küsse die noch auf meinem Körper brannten und alle Erinnerungen an vergangene Tage. Mir wurde klar, dass ich noch viele Male duschen werde.

Maskenball

Jack feierte seinen berühmtberüchtigten Maskenball. Alle waren dazu eingeladen. Jeder riss sich um dieses Event. Wenn Jack einlud, dann wusste man es wird ein Abend den du nicht so

schnell vergisst. Und man lässt besser sämtliche Hemmungen zu Hause. Christian lud mich zum Ball ein. Ich hatte ihn im Leagons kennengelernt, Jack machte uns bekannt. Dunkle Haare, dunkler Teint und ein Lächlen das Herzen brechen konnte. Er holte mich ab in einem dunkelroten, langen Kleid das schwarze Spitze über der Seide hatte. Es war fast bis zur Hüfte hochgeschlitzt und schulterfrei. Meine Haare trug ich hochgesteckt und meine Maske war viktorianisch-verschnörkelt und aus schwarz gefärbten Metall. Christian trug einen eleganten maßgeschneiderten Anzug und schien sichtlich beeindruckt „Oh Wow! Du siehst sagenhaft gut aus!“ „Danke“ erwiderte ich lächelnd und stieg in seine Limousine. Nach ungefähr einer Stunde fahrt und dem gewohnt lockeren Small-Talk kamen wir an der Location an, Jack hatte nicht zu viel versprochen. Schon von Weitem war das Äußere der Landhausvilla völlig überwältigend und im Inneren war es nicht viel anders. Es war prunkvoll und pompös. Die Kellnerinnen trugen ein Hauch von nichts was den Männern sichtlich sehr gefiel. Jack Huntington wusste wie man ne Party schmiss. Christian holte uns was zu trinken und ich sah mich um. Ich erblickte ihn sofort. Einen 2-Meter großen Wikinger erkannte man auch mit Maske.

Er sah mir direkt in die Augen und ging langsam auf mich zu. Er hatte eine ebenso blonde und großgewachsene Blondine dabei. Ich hatte noch nie solche langen Beine gesehen. Er begrüßte mich mit einem Küsschen auf die Wange „Hey Babe, du siehst atemberaubend aus“. „Danke“ ich freute mich aufrichtig über das Kompliment. „Wer ist deine bezaubernde Begleitung?“ fragte ich deutlich weniger aufrichtig. Ich strahlte sie an, auch wenn ich ihr lieber ihre Giraffenbeine gebrochen hätte. „Ich bin Sabrina, hi“ sie strahlte zurück. Christian kam zurück in der Hand zwei Drinks und wir verabschiedeten uns wieder von den beiden. Den Drink konnte ich jetzt auch gut gebrauchen. Wir setzten uns auf eine der zahlreichen Vintage-Cheselons und unterhielten uns ein bisschen. Christian war toll. Er gefiel mir ganz gut und wir konnten uns gut unterhalten. Ihm ging es offensichtlich genauso, denn ich spürte seine Blicke wenn ich mich umdrehte und er wollte mich berühren so oft wie möglich. „Lass uns ein bisschen tanzen“ er streckte mir Gentleman-like die Hand entgegen und ich ergriff sie. Meine Blicke schweiften immer wieder auf Cade und Sabrina. Sie tanzten eng umschlungen und ihre Hand wanderte auf seinen Hintern. Er küsste ihren Giraffenhals und ich konnte regelrecht spüren wie er scharf wurde. Ich war eifersüchtig, so eifersüchtig wie lange nicht mehr. „Was läuft da zwischen euch?“ seine Frage riss mich aus meinen Gedanken. Ihm war nicht entgangen, dass ich nicht aufhören konnte die beiden zu beobachten. „Wie ein Verkehrsunfall“ dachte ich. „Nichts. Wir hatten mal eine Affäre.“ ich lächelte ihn an. „Ok, dann kann ich das hier tun“ er zog mich fest an sich, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich leidenschaftlich. Ich war überrascht, er war ein wirklich guter Küsser. So gut, dass ich für einen Moment die zwei Giraffen vergessen konnte. Er strich mit seiner Hand meinen Nacken entlang, meine Wirbelsäule hinunter und ließ sie auf meiner Hüfte ruhen. Oh, auch er wusste wie man Gänsehaut verursachte. Cade war plötzlich nur noch ein böser Traum. „Na erfolgreich abgelenkt“ fragte er mich nachdem wir wieder Luft geholt hatten. „Oh ja“ grinste ich und meinte es ernst. „Lass uns setzen und was trinken“ wir gingen zurück auf das Cheselon, tranken, unterhielten uns und lachten. Er war wirklich interessant und keinesfalls so ein Schnösel wie man vielleicht vermutete. Ein Anwalt, Wirtschaft, verdiente viel Geld, aber arbeitete auch sehr viel. Basketball ist seine Leidenschaft, genauso wie Segelboote. Sein Muttermal über der Augenbraue faszinierte mich total, langsam fuhr ich mit den Fingerspitzen darüber. „Sexy, ich weiß“ zwinkerte er. Ich musste lachen, dann zog ich ihn zu mir und wir küssten uns dabei glitt seine Hand an meinem Bein entlang zu meinem Oberschenkel hinauf. Er küsste mein Ohrläppchen, mein Nacken, meine Schulter. Ich lehnte mich zurück und er kam näher „Was hältst du davon wenn wir verschwinden?“ er kam schnell zur Sache. „Ich verschwinde erstmal auf die Toilette, hol du uns doch noch was zu trinken“ säuselte ich ihm ins Ohr. So einfach war ich nicht zu haben. Ich öffnete die Tür zu einem der Badezimmer und dachte mich trifft der Schlag. Der Wikinger und die Blonde. Er vögelte sie völlig ungeniert auf dem Waschbecken. Ihre 1,50 langen Beine schlängelten sich um seine Hüften und sein Gesicht verschwand in ihrem Dekolleté. Sie sahen beide erschrocken zu mir auf und ich machte auf dem Absatz kehrt zog die Tür hinter mir zu und musste erstmal einen Moment innehalten um die Szene zu verdauen, die sich da gerade vor mir abgespielt hat. Mein Herz raste. Ich hasste ihn. So sehr. Zurück bei Christian beschloss ich, es wäre genau der richtige Moment zu gehen „Lass uns gehen“ rief ich ihm zu „Gerne“ er grinste als hätte er ein Preis gewonnen „ich hole den Wagen, bis gleich“ „Ich meine Tasche wir treffen uns draußen“ der Versuch zu lächeln ist kläglich gescheitert. Während ich auf meine Tasche wartete versuchte ich mich immer wieder zu ermahnen nicht so gefühlsduselig zu sein. Ich wusste worauf ich mich eingelassen hatte mit Cade. Ich wusste es. Und plötzlich stand er vor mir „Du gehst?“ er fragte es so unschuldig, man wäre nicht auf die Idee gekommen, ich hätte ihn grad im Bad in flagranti erwischt. „Wann lernst du eigentlich endlich mal die Türen abzuschließen?“ ich war genervt und sauer. Er ignorierte die Frage „Komm schon, bleib hier der Abend hat ja noch nicht mal angefangen“ säuselte er zuckersüß. Ich war fassungslos „Und trotzdem hast du schon das erste Flittchen auf dem Klo gefickt“ zischte ich ihn an. Die Garderobiere schaute mich erschrocken an. Cade schmunzelte, ihm gefiel diese Situation sehr „Ach Cat komm schon“ er zog mich an sich „du klingst als wärst du eifersüchtig. Du hattest mit diesem Typ doch auch deinen Spass, oder?“ Schlagartig spürte ich seine Hände überall. Er küsste mir den Nacken, die Schulter und presste dann seine Lippen auf meine. Ich stieß ihn angewidert zurück „Das ist nicht dein Ernst, lass mich los und verzieh dich“ Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen und es gelang mir schließlich auch. „Cat, Babe, was zur Hölle ist denn dein Problem?“ schrie er vermutlich lauter als beabsichtigt. Ich war so wütend auf ihn und auf mich und auf Blondie. „Du bist so ein Arschloch, Cade. Vor nicht mal 10 Minuten hast du noch in ihr gesteckt und nun denkst du ich mach für dich die Beine breit? Du hast echt Nerven.“ „Jetzt stell dich nicht so an ich wollte mit dir herkommen. Ich hab dich gefragt und du hast mir wegen diesem Idioten ein Korb gegeben.“ seine Stimme klang gar nicht mehr so fest. „Achso, deshalb hast du diese Tussi angeschleppt. Du hast nicht ertragen das ich „Nein“ zu dir gesagt habe? Zu Cade Foster sagt man für gewöhnlich nicht „Nein“.“ kopfschüttelnd drehte ich mich um. Ich hatte nicht bemerkt das Christian schon lange wieder hier war. Er hatte die Szenerie von Anfang an beobachtet „Ich ruf dir ein Taxi. Ich dachte ihr hättet nur eine Affäre, keine Beziehung. Es ist wohl besser Ich lass Euch alleine“ „Christian, wir sind nicht…“ ich konnte leider den Satz nicht mehr beenden, Cade fiel mir ins Wort „schon gut, verpiss dich, ich fahr sie heim“ Ich dachte ich hörte nicht richtig „DU fährst mich nirgendwo hin, Arschloch.“ Ich rannte hinaus und versuchte Christian noch zu erwischen, er wollte gerade in seine Limo steigen. „Christian es tut mir leid. Cade ist ein Arsch, ich….bitte bleib“ entschuldigte ich mich bei ihm. Er schien sichtlich unbeeindruckt „Es ist besser ihr klärt das. Machs gut, Cat“ und mit diesen Worten fuhr er davon. Ich ging zurück ins Haus. Die Partys finden immer an geheimen Orten statt und Taxen fahren hier leider nicht. Ich entschied das Cade mich heimfahren musste. Das ist er mir schuldig. Ich fand ihn an der bar. Wo sonst? „Hey“ ich setzte mich neben ihn an den Tresen. „Du musst mich nach Hause fahren. Christian ist weg. Vielen dank dafür!“ ich klang leider nicht mal halb so wütend wie ich eigentlich war. Ich hatte keinen Bock mehr auf die Spielchen. „Tut mir leid Cat, ich wollte nicht das dein Abend so endet.“ er heuchelte tatsächlich Mitleid. „Ach komm, erzähl mir keinen Scheiss, fahr mich einfach nach Hause. “ Meine stimme zitterte. Ich war müde. Müde und traurig, Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte nicht das er es sieht und stand auf um auf die Toilette zu laufen aber zu spät. Er sah es und er hielt mich am Arm fest „Kleines, es tut mir leid. Ich weiß ich habs verbockt. Bitte bleib, bleib bei mir.“ Er schaute mich an mit einem Blick für den ich ihn hasste und mit dem er mich immer wieder weichkochte. „Tanz mit mir, bitte. Der Abend muss nicht so zu Ende gehen. Ein Tanz und wenn du danach gehen möchtest, fahr ich dich wo hin du willst.“ „Ok“ willigte ich ein „ein Tanz“. Natürlich blieb es nicht bei einem Tanz. Er entschuldigte sich noch einmal und ich glaubte ihm. Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und so tanzten wir noch einige Minuten. Bis Jack auftauchte „Na ihr beiden, ich hab ein Zimmer für Euch, Nummer 41, viel Spaß.“ strahlte er uns an und überreichte den Schlüssel. „Wieso hast du für uns einen Schlüssel? Wir kamen beide mit jemandem anderen“ fragte ich und nahm ihn entgegen. „Intuition“ grinste er und drückte mir ein Küsschen auf die Wange. „Was ist das für ein Zimmer?“ fragte ich Cade. „Er hat für ausgewählte Gäste ein Zimmer einrichten lassen, es handelt von einem bestimmten Thema, das lang ersehnte Wünsche erfüllen soll, oder das eine Geschichte erzählt über das Paar, dass dort übernachtet.“ erklärte er mir. „Ok, dann schauen wir uns mal das Zimmer an“ sagte ich und ging los auf die Suche nach Zimmer 41. Ich war sehr neugierig und mir blieb der fast die Luft weg, als wir die Tür öffneten. Überall Kerzen und Rosen. Eine wunderschöne Ausstattung im Kolonialstil und ein gedeckter Tisch warteten auf uns. Ein Buttler trat aus dem Schatten und begrüßte uns „Herzlich willkommen Mr. und Mrs. Foster in der Honeymoonsuite. Wenn sie sich bitte setzen würden, das Essen wird gleich serviert. „Er machte ein einladende Handbewegung und fügte hinzu „Ich bin Henry, ihr persönlicher Buttler. Wenn sie noch irgendetwas brauchen, dann rufen sie nach mir“ ich wollte ihn korrigieren was die Anrede betraf, erkannte aber, dass es wohl zum Spiel dazu gehörte. Jack wollte uns wohl verheiraten. Ich setzte mich und bekam beiläufig mit, dass Henry Cade etwas überreichte. Er setzte sich mir gegenüber und wir verspeisten ein wirklich großartiges Menü. Es war schön, alles passte. Wir lachten, redeten und flirteten. Irgendwie schaffte er es immer wieder mir das Hirn zu vernebeln und mich um den Finger zu wickeln. Hoffnungslos. Meine Wut von vorhin war verflogen, ich genoss einfach nur das jetzt. Was, wenn mir nichts anderes übrig bleibt? Wenn ich niemals etwas anderes von ihm bekommen konnte. War mir das wirklich genug? Noch ehe sich meine Zweifel festigen konnten, wurde das Dessert serviert. Schokofrüchte. Er fing an mich damit zu füttern, beugte sich zu mir und küsste mich. Ich küsste zurück. Das Essen, die Atmosphäre, sein blendendes Lächeln und den vertrauten, wohligen Duft den er verströmte. Ich schmolz dahin. Er entließ Henry aus unseren Diensten und brachte mich ans Bett. Er hört nicht auf mich zu küssen. Wir verbrachten eine wunderbare Nacht miteinander. Ich schlief dicht an ihn eingekuschelt ein und für eine Nacht war alles vergessen. Leider geht auch die einmal vorbei und die Sonne strahlte mir beim Morgengrauen unbarmherzig ins Gesicht. Sie brachte auch all die Erinnerungen an den vergangen Abend zurück. Ich löste mich aus seiner Umarmung, schnappte mir mein Kleid und ging ins Bad. Ich zog mich an und beabsichtigte einfach zu verschwinden. Aber ich hatte mir das ohne Cade ausgedacht. „Wo willst du hin“ fragte er mich überrascht. „Nach Hause.“ antwortete ich ihm trocken. Ich griff nach meinen Schuhen und sah eine keine Schachtel auf dem Boden. Mir war sofort klar, was für eine Schachtel das ist, es war eine mit einem Ring darin. Ich stand da und öffnete sie. Er war wunderschön. Ein schlichter Ring aus Platin mit einem Diamanten, so groß, wie ich ihn noch nie gesehen hatte „Der ist von Jack oder? Der Buttler hat ihn dir zugesteckt gestern Abend.“ Den Versuch ihm in die Augen zu sehen schlug fehl, er wich meinem Blick aus. „Keine Sorge, ich will ihn nicht.“ Ich war sauer. „Nicht von dir“. Ich schlupfte in meine Schuhe und ging aus der Tür. „Warte, Cat!“ rief er mir hinterher. Er stand plötzlich hinter mir, griff nach meiner Hand und drehte mich um. Er war immer noch vollkommen nackt, aber das schien ihn nicht zu kümmern. Das weibliche Personal um uns herum war allerdings sehr angetan. „Was kann ich tun, damit du bleibst?“ er wusste es war seine letzte Chance. Ich sah ihm direkt in die Augen und antwortete nur „Oh Cade, wenn du das nicht weisst…“. Er wich meinem Blick erneut aus und ich wusste was das bedeutete. Mein Herz sprang in tausend Teile „Ruf mich nicht an, schreib mir nicht. Leb wohl“ ich küsste ihn auf den Mund, drehte mich um und ging. Er kam mir nicht hinterher. Ich hatte auch nichts anderes erwartet. Die Garderobiere bestellte mir ein Taxi und ich beschloss draußen zu warten. Ich setzte mich auf die Stufen des pompösen Eingangs und fing bitterlich an zu weinen. Ich weinte um seine Unfähigkeit jemand anderen zu lieben, außer sich selbst. Ich weinte um mich und die Dummheit immer wieder zu seinem Opfer zu werden. Jack tauchte neben mir auf „Er ist ein Idiot, er weiß das. Er kann nur nicht aus seiner Haut.“ er nahm meine Hand und drückte sie. Mein Taxi fuhr vor. „Danke für die Party“ bedankte ich mich noch und stieg in mein Taxi. Ich wollte einfach nur noch weg.

Random Stuff

Es ist die Art wie er mich ansieht, mich anlächelt und nur Augen für mich hat. Als wäre ich ein Wunder, ein helles, strahlendes Licht. Als wäre ich alles was er zum Leben braucht. Er sucht meinen Blick und mein Lächeln. Ohne verlässt er nicht den Raum. Ohne dieses stille Versprechen das zwischen uns alles gut ist. Das es immer gut sein wird, egal was passiert. Diese emotionale und sexuelle Spannung ist unbeschreiblich. Ich möchte seine Hände berühren und seine Lippen küssen. Und ich frage mich, möchte er es genauso sehr wie ich? Möchte er mich küssen? Ich stelle mir vor wie er um den Tisch kommt, mein Gesicht in die Hände nimmt und mich küsst. Lange und voller Leidenschaft. Wie es sich wohl anfühlt? Hätte er es schon längst getan, wenn ich anders aussehen würde? Ist es wirklich die Ehre und Moral die ihn davon abhält oder bin ich es? Will er mich vielleicht doch nicht so sehr wie es scheint. Vielleicht passiert alles nur in meiner Vorstellung. Vielleicht wünsche ich es mir so sehr, dass ich anfange Dinge falsch zu interpretieren oder mein Wunschdenken macht mehr daraus als es ist. Und plötzlich ist er eifersüchtig und sauer, weil er nicht der Mittelpunkt meiner Welt ist. Angeblich möchte er es auch nicht sein. Angeblich.

 

Cliff

Die Beerdigung von Cliff stand an und eigentlich hätte ich zu gerne darauf verzichtet. Ich hatte Angst,  Angst wieder einmal an jemandem Grab zu stehen. Die Grabrede war schnell und relativ einfühlsam, dennoch zog sie sich wie Stunden. Ich war müde, das alles ermüdete mich und die vielen traurigen Gesichter, Dennis´ trauriges Gesicht, erschlug mich geradezu. Als wir endlich auf dem Weg zu Dennis waren, war ich heilfroh. Es wurde gegessen, sofern das möglich war, viel getrunken und geredet. Ich fühlte mich ziemlich deplatziert und beschloss auf die Terrasse zu gehen um Luft zu schnappen. Dennis saß auf einer Bank und rauchte eine Zigarette, eine Angewohnheit, die ich an ihm immer störend fand. „Hey“ rief ich ihm schon von Weitem zu, damit er sich nicht erschrak. „Hey“ antwortete er mir kleinlaut. Ich setze mich direkt neben ihn. „Wo ist Foster?“ fragte er mich „ich dachte du bringst ihn mit“. „Nein“ mehr musste ich nicht sagen, Dennis ergriff sofort  meine Hand und drückte sie. Er kannte mich gut und hätte ich noch Tränen übrig gehabt, wären sie spätestens jetzt in Strömen geflossen, aber meine Kehle brannte und ich spürte nur einen harten Kloß im Hals.  „Ich hätte dich nie gehen lassen dürfen“ flüsterte er „es tut mir leid“. Es tat nicht mehr weh das zu hören, ich wollte ihn nicht mehr zurück. Ich wollte Cade. Mit jeder Faser meines Körpers fehlte er mir und ich fühlte mich schrecklich allein. „Dad hat dich sehr geliebt“ flüsterte er weiter „er hat mir nie verziehen, dass ich dich betrogen habe“. „Ich tu´s“  flüsterte ich zurück. Er sah mich überrascht an. ich war selbst überrascht wie einfach mir das über die Lippen ging, aber es war die Wahrheit. Es war nicht mehr von Bedeutung.  „Ich verzeihe dir Dennis und du solltest das auch. Es ist schon lange vorbei.“ „Du liebst ihn“ stellte er fest „Cade meine ich“ fügte er hinzu als ich nichts dazu sagte. „Ja das tue ich“ erwiderte ich zögernd „Aber er mich nicht.“ „Dann ist er ein verdammter Idiot“. Ich musste lachen „Das hat dein Vater auch gesagt, Wort für Wort“ Er schmunzelte. Dann drehte er sich zu mir und streichelte mit der Hand über meine Wange. Ich legte meinen Kopf in seine Hand, es tat sehr gut berührt zu werden. Er fuhr mir mit dem Daumen über die Lippen. „Hey“ schallte es zu uns hinüber. Mein Herz fing wie wild an zu klopfen, es klang wie Cade. Ich schaute über die Schulter und da stand er. Er trug Anzug und Krawatte und seine Hände steckten lässig in den Hosentaschen. „Was machst du hier?“ fragte ich ihn völlig erstaunt. Mit ihm hätte ich am letzten gerechnet. Dennis stand auf und schnippte seine Kippe weg. Sanft strich er mich noch einmal über die Wange und lächelte mir aufmunternd zu. Eiskalte Blicke warfen sie sich zu, als sie aneinander vorbei gingen. Cade setzte sich auf den Platz an dem Dennis vor ein paar Augenblicke noch gesessen hatte. „Was machst du hier?“ fragte ich erneut. Das letzte mal hatte ich ihn nach dem Maskenball gesehen, als er mich abserviert hat. „Ich weiß was er dir bedeutet hat“ seine Stimme war so sanft, sie jagte mir warme Schauer über den Rücken. Sogar seine Stimme fehlte mir. „Ich halte dich heute nicht aus Cade, bitte geh“ flehte ich. „Du fehlst mir Cat“ jetzt war seine Stimme nicht viel mehr als ein Flüstern. Wir saßen nur Zentimeter voneinander entfernt, ich konnte ihn riechen und seine Wärme strömte mir entgegen. „Bring mich nach Hause“ flüsterte ich zurück. Er erhob sich und griff meine Hand, aber ich entzog sie ihm. Daraufhin warf er mir einen Blick zu, der mir fast das Herz brach. Ich verabschiedete mich von allen, umarmte noch Dennis´ Bruder und seine Schwester, dann stieg ich in Cades Auto. René hielt uns die Tür auf und wir nickten uns zu, ich konnte die Andeutung eines freundlichen Lächelns über sein Gesicht huschen sehen. Der Wagen setzte sich in Bewegung, die ganze Zeit über sprach keine von uns auch nur ein Wort. Autos und Straßenlaternen zogen an uns vorbei, draußen herrschte das volle Leben, alle waren auf dem Weg irgendwohin. Wahrscheinlich konnten es viele kaum erwarten dort anzukommen, Ich allerdings wusste überhaupt nicht wohin ich gehen wollte. Meine Augen füllten sich endlich mit Tränen, ich hatte das Gefühl auch sie würden sonst verbrennen. Es war Cade nicht entgangen, wie mein ganzer Körper zitterte, langsam zog er mich auf seinen Schoß und hielt mich fest. Er versuchte nicht mich zu beruhigen, er hielt mich einfach nur fest. Dafür war ich ihm so dankbar wie lange nicht mehr. Mit jeder Minute die verstrich ging es mir besser und ich beruhigte mich langsam unter der sanften Berührung seiner Hand, die mir unermüdlich über den Rücken streichelte. Ich sog seinen Duft ein  und am liebsten hätte ich für immer in dieser Position verharrt, aber natürlich war mir klar wie blödsinnig dieser Gedanke war. „Warum tust du das, wenn du mich nicht liebst?“ fragte ich ihn. „Das hab ich nie gesagt“ die Antwort kam schnell und ich spürte wie sein Herz pochte. „Vor was hast du solche Angst, Cade? Ich versteh´s nicht.“ Ich versuchte mich von ihm zu lösen, aber er hielt mich weiterhin fest. Meine Augen suchten seine, doch er wich meinem Blick aus. Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich, lange und leidenschaftlich und ich ergab mich. Das war alles was ich bekommen konnte, was er zu geben in der Lage war und ich nahm es, für heute war mir das genug.

Alex

Die Nachricht traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Alex ist tödlich verunglückt. Er hatte einen schweren Autounfall mit dem Tourbus. Er und ein weiteres Bandmitglied sind dabei ums Leben gekommen, zwei weitere sind schwer verletzt. Als ich das hörte musste ich mich erstmal setzen und fing unvermittelt an zu weinen. Wie konnte das sein? Und Cade, wo ist Cade? Mehrmals hintereinander versuchte ich ihn anzurufen, aber sein Telefon war aus. Mailbox. Auch im Leagons ging keiner ans Telefon. Die Beerdigung, so wusste man schon, sollte in zwei Tagen sein, hier in Portland.

Mein Telefon weckte mich aus meinem Halbschlaf. Es war zwei Uhr nachts, Sarah. „Komm bitte sofort ins Leagons, Cade dreht total durch. Er ist sturzbetrunken und fängt an den Club kurz und klein zu schlagen.“ Sagte sie aufgeregt. „Ich bin gleich da, gib ihm nichts mehr zu trinken, bitte“ entgegnete ich hektisch. Ich machte mich direkt auf den Weg, zog mir nur eine Jeans und einen kurzen Pullover über und düste los. Im Leagons angekommen hörte ich schon die Möbel durch die Gegend fliegen. „Cade“ rief ich „Cade, hör auf“. Er schien mich überhaupt nicht wahrzunehmen. „Cade“ rief ich erneut und ging zu ihm um ihn den Barhocker aus den Händen zu nehmen „Bitte leg das weg“. Dabei erwischte er mich mit einem Fuß des Barhockers am Bauch und ich zuckte vor Schmerzen weg. Das schien er dann doch zu registrieren und legte den Hocker beiseite um sich zu entschuldigen „Sorry, ich wollte dich nicht treffen“. „Was tust du überhaupt hier“ fuhr er lallend fort, „ich will niemanden sehen“. „Sarah hat mich angerufen, sie sagte du drehst durch“ antwortete ich ihm ruhig. Ich hoffte auch ihn so etwas zu beruhigen. Meine Versuche ihm dabei die Hand auf den Arm zu legen schüttelte er ab. „Verschwinde Cat“ fauchte er. Aber ich blieb eisern. „Nein, wir fahren nach Hause!“ sagte ich bestimmt und richtete meine Worte noch an Sarah, die sich gerade aufmachte zu gehen „Kannst du René bitte sagen er soll den Wagen vorfahren“. „Klar“ antwortete sie mir und fügte leise hinzu „Mein herzlichstes Beileid. Euch beiden“. Cade registrierte das nicht. Er brach auf einem Barhocker zusammen. „Danke, süße“ nickte ich ihr zu. Wir verabschiedeten uns mit einem Küssen auf die Wange und sie ging. Ich wandte mich wieder Cade zu „Komm, ich bring dich nach Hause“ sanft strich ich mit der Hand über seinen Rücken.

Auf dem Weg zum Auto stützte ich ihn und auf den letzten Metern half mir René ihn auf den Sitz zu wuchten. Er sagte die gesamte Fahrt über kein Wort, er saß nur da und schaute durch alles was sich vor ihm befand hindurch. Ich wusste nicht genau was mir mehr wehtat, Alex´Tod oder Cade so zu sehen. „Soll ich auf sie warten, Catherina?“ fragte René, als wir bei Cade ankamen. „Nein René, fahren sie nach Hause, ich bleibe hier“ antwortete ich ihm während wir versuchten Cade ins Haus zu schaffen. In seiner Wohnung angekommen bugsierte ich ihn geradewegs unter die Dusche und stellte das kalte Wasser an. „So, werd erstmal nüchtern, ich koche dir einen Kaffee“ sagte ich bestimmt. „Warte“ rief er und zog mich an den Handgelenken zu sich. Es war sehr fest und er tat mir weh. „Bleib bei mir, Cat, geh nicht“ bettelte er. Er drückte mich mit voller Wucht gegen die Glasscheibe der Dusche, ich wurde nass bis auf die Knochen. „Lass mich los, Cade“ herrschte ich ihn an „du tust mir weh“. Aber er ignorierte das, fuhr einfach seinen Film und versuchte mich zu küssen, während er mich immer noch fest an den Handgelenken packte. Erst als ich versuchte mich loszustrampeln ließ er von mir erschrocken ab. Er sackte auf dem Boden zusammen und murmelte eine Entschuldigung. Ich kniete vor ihm nieder „Schon gut, komm runter wenn du soweit bist, ich bin in der Küche und mach dir einen Kaffee“ redete ich beruhigend auf ihn ein. Langsam erhob ich mich und stieg aus der Dusche. Im Schlafzimmer zog ich mir eine Shorts und ein T-Shirt aus seinem Schrank und zog mir die nassen Klamotten aus. Nachdem ich sie im Trockner verstaut hatte, ging ich in die Küche und machte ihm ein Kaffee. Fast eine halbe Stunde später schlug er in der Küche auf. Sichtlich ausgenüchtert, aber total erschöpft. „Kaffee oder Bett?“ fragte ich, als ich ihm den Kaffee entgegenstreckte. Auf meinen Handgelenken zeichneten sich rote Abdrücke seiner Hände ab. „Es tut mir leid“ entschuldigte er sich erneut, als er sie entdeckte „Kaffee“ fügte er noch hinzu. Darauf erwiderte ich nichts. Mir war klar, dass es keine Absicht war und ich war mir sicher morgen waren sie schon nicht mehr zu sehen. Ich ging um den Tresen herum und setzte mich neben ihn auf einen Barhocker. Ich war müde. „Geh schlafen, Kleines“ presste er müde hervor. „Was ist mit dir? Kommst du mit?“ fragte ich ihn leise. „Mein Bruder ist tot“ flüsterte er und sah mich an. Ich sah den ganzen Schmerz in seinem Blick und noch nie hatte mir etwas so weh getan. „Es tut mir so leid, Cade“ flüsterte ich. Er nahm meine Hand und küsste sie. „Komm mit“ flüsterte ich erneut. Danach küsste er meinen Handballen, mein Handgelenk und meinem Unterarm, dann packte er mich an meinem Hals und zog mich ans sich. Sein Atem ging sofort schneller und seine Hände glitten von meiner Taille zu meinem Hintern. Dabei wurden seine Küsse immer länger und leidenschaftlicher. Er suchte Trost und ich ebenfalls.